Erster 5G Industrierouter von AMIT
Erster 5G Industrierouter von AMIT
Als erster Hersteller bietet AMIT aus Taiwan einen 5G Router, der kaum teurer ist als ein vergleichbar ausgestatteter LTE Router. Im Falle des „IDG780-0GP21“ bedeutet das: Gigabit LAN, Dual SIM und neben der 5G Kompatibilität ein CAT 20 LTE Modem.
Erster Eindruck und Anschlüsse des 5G Routers von AMIT
Wer sich mit industriellen LTE Routern beschäftigt, der kennt die Fotos von kleinen Kästchen mit zahlreichen Antennen. Dennoch fühlt man sich beim Anblick des AMIT 5G Routers mit seinen 4 flügelartigen Antennen mehr an eine Drohne als an IoT Hardware erinnert.
Aufgrund der 4 – fach Antennen Technik „4×4 MIMO“ des 5G Standards sind pro Modem nicht wie bei LTE 1 oder bei LTE – Advanced 2 Antennen erforderlich, sondern eben gleich 4.
Das Gehäuse kommt wie beim LTE-Vorgänger „VHG-760“ in schlichtem, unbehandelten Blech daher. Ein Befestigungsadapter für die DIN-Schiene (auch DIN-rail genannt) wird mitgeliefert.
Aufgrund der vergleichsweise kompakten Abmessungen wirkt der Router mit seinen 500g dabei besonders schwer, aber auch wertig.
Neben den 4 Antennenanschlüssen für das Mobilfunknetz sind zwei weitere, SMA Buchsen für WiFi vorhanden. 2 Gigabit LAN Ports von denen einer als WAN nutzbar ist sorgen für die Anbindung, eine Micro SD Karte sorgt für die sonst eher seltene Option den Speicher zu erweitern.
Die inneren Werte des 5G Routers
Gemeinsam mit dem SD-Slot versteckt sich der doppelte SIM-Karten-Schacht hinter einer verschraubten Blechkappe (Foto) und schützt die Kontakte somit bestens vor Staub und Dreck. Eher untypisch ist die Verwendung des Micro-SIM Formates (3FF).
Deshalb sollten Nutzer des AMIT IDG780-0GP21 bei der Bestellung ihrer M2M SIM-Karten unbedingt das gewünschte Format angeben.
Ebenfalls mit etwas Handarbeit verbunden ist die Herstellung der Stromverbindung. Während z.B. bei Teltonika Routern das Netzteil mit einem Stecker versehen ist, finden sich bei AMIT blanke Kabel, die erst an den beigelegten Stecker geschraubt werden müssen.
Das ist eigentlich eine sehr clevere Idee, denn somit muss man bei Verwendung alternativer Stromquellen im Spannungsbereich von 9-36V nicht erst einen entsprechenden Stecker besorgen.
Als Herausforderung entpuppte sich aber die fehlende Markierung der Kabel und des Steckers. Während die Anleitung ein fröhlich rotes Kabel zeigte, findet man beim Netzteil nur zweimal schwarz.
Wer die Codierung (unterbrochene weiße Linie) richtig interpretiert kann den Router gleich einschalten. In unserem Test konnten wir beim Fehlversuch immerhin bestätigen, dass das Gerät gegen Verpolung geschützt ist. Ansonsten kann man auch die vorbildlich enthaltene PoE-PD Möglichkeit nutzen um das Gerät ohne weitere Stromversorgung über das Netzwerkkabel zu betreiben.
Das 5G Modem – und wieviel 5G schon drinsteckt
Besonders von Interesse ist das enthaltene 5G Modem aufgrund dessen hier vermutlich eine Kaufentscheidung getroffen wird.
Es wird als „Global“ Variante bezeichnet und unterstützt die Bänder n1 / n3 / n5 / n7 / n8 / n20 / n28 / n41 / n66 / n71 / n77 / n78 und n79. Wichtig in Deutschland sind n28 bei 700 MHz für die Fläche sowie n78 (3500 MHz) für die Innenstädte. Letztere sind die „eigentlichen“ 5G Frequenzen, die eine sehr hohe Kapazität aufweisen und für viel Geld ersteigert wurden.
Dazwischen kommt je nach Ausbaustrategie noch n3 und n1 (1800 bzw. 2100 MHz) zum Einsatz. Genau wie bei fast allen aktuellen 5G Netzen handelt es sich um den Standard „5GNR“, wobei „NR“ für „new Radio“ steht.
Dahinter steckt das Konzept die Funkschnittstelle von 5G einzuführen, ohne die Architektur im Kernnetz sofort von 4G auf 5G umrüsten zu müssen. Folglich stehen auch nur ein Teil der Features des 5G Netzes zur Verfügung: Einerseits muss man auf die besonders kurzen Latenzen der „Ultra reliable low latency communication“, kurz URLLC verzichten, denn diese erfordern den Einsatz von EDGE-Komponenten.
Andererseits ist auch die massive machine type communication (mMTC) noch nicht möglich, denn dafür fehlt die Aufrüstung des Kernnetzes auf den 5G Standard.
Was bleibt ist als die Erhöhung der maximalen Übertragungsrate auf über 1 Gbit/s. Damit ist der 5G Standard locker zumindest im Labor schneller als alle marktüblichen Technologien, die auf Kupfer basieren, also VDSL oder Kabel-Internet. Sogar die meisten Glasfaseranschlüsse liegen mit mehreren hundert Megabit noch darunter.
Trotzdem werden die 5G Übertragungsraten in der Praxis bei 200-500 Mbit/s liegen und erfordern einen entsprechend guten Empfangspegel. Dabei wirkt sich die gemeinsame Nutzung der Zelle mit anderen Teilnehmern eher begrenzend aus als das Limit der Ethernet Schnittstellen von 1 Gigabit, die vom Hersteller als „Limit“ in der Übertragungsgeschwindigkeit bezeichnet wird.
Auch als LTE Router ganz vorne dabei
Nicht zu unterschätzen sind die Qualitäten des eingebauten LTE-Modems.
Mit der Unterstützung von CAT 20 sind ebenfalls theoretisch 2 Gbit/s möglich. In der Praxis wird der Router als das Maximum aus den vorhandenen LTE Netzen herausholen.
Nach der Verstärkung der deutschen LTE-Netze durch die aufgrund der 3G-Abschaltung freigewordenen Frequenzen im Band 1 (2100 MHz) steht vielerorts entsprechende Kapazität zur Verfügung.
Wir erwarten in der Praxis auf jeden Fall Übertragungsraten um die 100 Mbit/s im Download. Also auch ohne 5G taugt der AMIT für LTE-Backup und die Anbindung von mehreren Arbeitsplätzen gleichzeitig. Die maximale Upload – Geschwindigkeit konnten wir dem Datenblatt nicht entnehmen. Hier scheitert es aber oft an der künstlichen Begrenzung auf 50 mbit/s in den Tarifen deutschen Netzbetreiber. Mit einer IoT SIM-Karte der Digital SIM erreichten wir stolze 80 Mbit/s Upload im LTE-Netz der Deutschen Telekom.
Router Funktionen
Der 5G Router von AMIT hat alle typischen Funktionen eines professionellen LTE Routers wie DHCP Server, Port Forwarding, Firewall und VPN Unterstützung an Bord. Daneben gibt es eine Vielzahl von Funktionen deren Aufzählung allein ein Informatikstudium erfordern würde.
Von LTE-Backup zu 5G-Backup
Das Multi-WAN Failover wird ebenfalls unterstützt. Das 5G-Backup wird neben der dauerhaften Anbindung von Netzwerken über Mobilfunk die meistgenutzte Funktion sein.
Damit ist es möglich eine Festnetzleitung gegen Ausfall mit Mobilfunk abzusichern. Besteht am Standort tatsächlich eine entsprechende 5G Funkversorgung ist die Failover – Verbindung mit 5G vermutlich mindestens so leistungsfähig wie das Festnetz und insofern ein perfekte Lösung für ein DSL-Backup.
Bedienoberfläche des 5G AMIT Routers
Die Bedienoberfläche begrüßt den Nutzer mit einem etwas in die Jahre gekommenen Webdesign und fällt damit zumindest optischen deutlich gegenüber der aktuellen Oberfläche anderer Betriebssysteme ab.
Vorbildlich ist dagegen die Reaktionsgeschwindigkeit der Oberfläche, die zu jeder Zeit ohne spürbare Verzögerung reagiert. Hier macht sich die starke CPU bezahlt, die den Nutzer von der zähen Bedienung verschont, mit der man bei manchem LTE-Gateway oder Router der Einstiegsklasse leben muss.
Über die Struktur einer fremden Oberfläche zur objektiv zu urteilen ist immer schwer, wenn man in eine andere bereits eingearbeitet ist. Die Informationen zum Mobilfunknetz sind vergleichsweise rar, da bieten andere Router mehr Details, das Nötigste ist aber vorhanden.
Fazit
Mit dem AMIT IDG-780 steht ein sehr leistungsfähiger 4G/5G Industrierouter bereit, der sich sowohl für Festnetz-Backup Szenarien als auch für den mobilen Einsatz in Bussen, Remote-Standorten, auf Events oder in der Industrie 4.0 eignet.
Aufgrund der moderaten Preisdifferenz zu vergleichbaren LTE Routern fällt die Entscheidung den neuen 5G Standard bei der Anschaffung gleich einzuführen deutlich leichter. Zumal AMIT nicht nur die 5G-Fähigkeit sondern auch eine üppige Ausstattung im Allgemeinen liefert.
Haben Sie bereits mit diesem Gerät Erfahrungen gesammelt? Wir freuen uns über ihre Erfahrungen in den Kommentaren.
Einen weiteren, interessanten Review zu einem Router – dem Teltonika RUT 360 LTE Router – finden Sie hinter diesem Link.
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